Pfarreimitglieder bereiten Gerichte für Obdachlose zu

„Jesus will, dass wir kochen“

AUGSBURG – In diesem Jahr kann die Pfarreiengemeinschaft Christkönig/St. Franziskus in Augsburg ein Jubiläum feiern: Angehörige der Pfarrei Christkönig in der Hammerschmiede kochen seit nunmehr 30 Jahren einmal im Monat für obdachlose und in Not geratene Menschen ein warmes Essen. Die Helfer bringen die Speisen zu deren Zufluchtsort in der Klinkertorstraße 12. 

Im Februar 1993 wies der damalige Pfarrer Manfred Krumm nach seiner Predigt auf die Not von Hilfesuchenden in Augsburg hin. Obdachlose seien gerade im Winter bei tiefen Minusgraden auf einen Platz angewiesen, wo sie sich aufwärmen, aufhalten und etwas zu essen bekommen könnten. 

Damals hatte der Katholische Sozialdienst für Männer (SKM) einen Hilferuf an die Pfarreien geschickt: „Dringend Mahlzeiten für bedürftige Menschen gesucht!“ Gemäß dem Gebot Jesu zur Nächstenliebe fühlte sich Anna Gerblinger von der Not dieser Menschen berührt. Mit ihrem Mann fuhr sie zum SKM.

„Wir gingen in das Haus, und man schickte uns in die Stube, die eine Theke zu einer kleinen Küche hatte.“ Unter den Hilfsbedürftigen sei eine Frau gewesen, die es kaum noch habe erwarten können. „Sie sagte, sie würde es auch kalt essen“, blickt Anna Gerblinger zurück. Die Frau bekam einen Teller mit Eintopf und trug ihn andächtig zum Tisch. „Mir liefen die Tränen die Wangen herunter und ich habe mir gedacht: Jesus will, dass wir kochen.“ 

Beim nächsten Treffen der Schönstatt-Gruppe, zu der das Ehepaar gehört, schilderten die Gerblingers ihre Eindrücke. Sogleich fanden sich 15 Frauen, die dem Aufruf „Kochen für die Wärmestube“ folgten. 

Ab diesem Zeitpunkt konnten sich hilfsbedürftige Menschen jeden Monat auf die guten Geister aus der Pfarrei Christkönig verlassen und sich an einer reichen Auswahl an Speisen erfreuen. Was bei den Helferfamilien auf den Tisch kommt, wird auch in die Wärmestube geliefert. In der Hammerschmiede werden dafür die größten Töpfe auf den Herd gestellt. 

Der Erfolg dieser Hilfsaktion hält nun schon seit 30 Jahren an. Heute werden in der Regel einmal monatlich 120 Portionen warmer Speisen in die Wärmestube geliefert. „Aus den 15 Frauen im Jahr 1993 sind mittlerweile 42 Köchinnen und Köche geworden, daneben fünf Aushilfen, die diese großartige humanitäre Hilfe leisten“, erzählt Wolfgang Pfaller, Organisator des Helferkreises. 

Seit Anfang der Aktion fährt Kaspar Gerblinger die vollen Töpfe in seinem Auto zur Wärmestube und bringt die leeren in die Haushalte zurück. Mittlerweile sind weitere Fahrer im Einsatz. „Wir sehen die Tätigkeit durchaus sportlich“, erklärt Pfaller, „denn je nach Wetter wird die appetitliche Fracht auch mit dem Lastenfahrrad in die Klinkertorstraße geliefert“.

Sehnlich erwartet

Dort wird das Essen sehnlich erwartet. Viele der bedürftigen Menschen wissen genau, an welchem Tag die Frauen und Männer der Pfarrei Christkönig für sie kochen. Dann gibt es eine bunte Auswahl: Gulasch mit Reis, Schnitzel mit Kartoffeln, Schweinebraten und Knödel, Eintöpfe in allen Variationen. Man kocht heimisch, aber auch global, italienisch oder griechisch, tischt Burger oder chinesische Gemüsenudeln auf.

Zum Nachtisch gibt es eine leckere Auswahl an Obst und Kuchen – da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Was die „christköniglichen“ Helfer antreibt? Es ist das Wort Jesu: „Was ihr dem Geringsten unter euch getan, das habt ihr mir getan.“

Ingrid Paulus

12.03.2023 - Bistum Augsburg